Ich beschäftige mich ja nun seit einiger Zeit mit dem
Themenkomplex Frauen + Schießen, Frauen + Waffen. Es wird niemanden verwundern,
dass das meiste zu diesem Thema aus den USA stammt. Jedenfalls bei meiner Suche
nach Literatur stieß ich gleich 2x auf den
Titel „Girls with Guns“: Sind die was für mich?
Girls with guns die Erste….
Das erste von Julia Reifenberger (also tatsächlich ein
deutsches Buch) ließ durch Untertitel und Beschreibung vermuten, dass es nicht
wirklich zu meiner Suche passt: „Rape and Revenge Movies: Radikalfeministische
Ermächtigungsfantasien?“ Egal, das kleine Büchlein zu einem Filmgenre wurde
bestellt. Es war in der Tat sehr gender-feministisch und die einzige Schusswaffe
darin steckte im Anus eines Vergewaltigers…
Das zweite Buch von Frances W. Twine war schon näher am
Thema meines Interesses dran, der Untertitel lautet: „Firearms, Feminism, and
Militarism“. Der erste Teil beschäftigt sich mit Zivilistinnen mit Waffe, wobei
es sich überwiegend um weiße Mittelschichtsfrauen mit Geld handeln soll. Der
zweite Teil betrachtet Frauen beim Militär: hier besteht der Frauenanteil überproportional
aus armen und Afro-Amerikanischen Frauen, u.a. weil die soziale Versorgung
(Kinderbetreuung, Krankenversicherung usw.) relativ gut ist. Diese Frauen sind
professionell an der Waffe trainiert, dennoch gibt es bei der U.S. Army einen
hohen Prozentsatz sexueller Übergriffe gegen Frauen, die auf Extremsituationen
und Macho-Kultur innerhalb der Armee zurückzuführen sind. Twine nennt es
regelrecht eine „Vergewaltigungs-Kultur“ (!). Das Fazit der Autorin ist, dass
Schusswaffen zur Selbstverteidigung nichts bringen, weil die wohlhabende weiße
Mittelschicht eigentlich kaum einer Gefahr ausgesetzt ist und die armen Afroamerikanerinnen
sich keine Waffe leisten können und wollen (durch ihre Erfahrungen mit der
Gangsterkultur in ihren Vierteln). Und prinzipiell – egal ob nun Zivilistinnen
oder Soldatinnen – bringt die Schusswaffe zur Selbstverteidigung ohnehin
nichts, da ein Großteil der Täter aus dem engsten Umfeld (Lebenspartner,
Freunde, Bekannte, Kollegen, Kameraden, Vorgesetzte) stammt und gegen die
zumeist keine letale Gegenwehr eingesetzt wird.
Die Art meiner Zusammenfassung sollte schon zeigen, dass es
sich hier um eine Waffengegnerin und – wer hätte es vermutet – Afroamerikanerin
handelt, sie ist eine Soziologieprofessorin aus Kalifornien. Ich finde trotz
der eindeutigen Tendenz dieses 71 Seiten-Büchleins durchaus mal lesenswert,
auch wenn sie die Sache sehr einseitig aus ihrer „schwarze
Feministin“-Perspektive (Männerhass- und Radikalfeminismus!) darstellt. Wie ein
Buch über Frauen und Waffen sehr viel ausgewogener geschrieben sein kann, zeigt
das 2004 veröffentlichte Buch der Journalistin Caitlin Kelly: „Blown away –
American women and guns“, das ich in einem der kommende Blogbeiträge vorstellen
will.
Selbstverteidigung mit Schusswaffen
Der Punkt darüber nachzudenken, was man gegen Täter aus dem
engsten Umfeld tun kann und dass bei jenen Schusswaffen nicht unbedingt eine
Lösung sind, spricht ja noch nicht dagegen, dass man sich gegen jene ca. 15 %
fremden Täter schützen will und können sollte. Denn das Argument, dass eine
Waffe ja noch kein „Wundermittel“ gegen jede Art von Angriff (auch gegen
Fremde) ist – was zweifelslos richtig ist und nicht vergessen werden sollte! –,
muss ja nicht im Umkehrschluss dazu führen, dass man dann die Verteidigung mit
Schusswaffen folglich grundsätzlich als nutzlos hinstellt. Das scheint mir hier
nur eine sehr fadenscheinige Methode zu sein, um die „anti-gun“-Haltung der
Autorin zu rechtfertigen.
Girl + gun = Verkaufsschlager?
Um aber nun zum Ausgangspunkt zurück zu kommen: Wurden meine
Erwartungen, welche die Titel evozieren, erfüllt? Nein! In beiden Büchern geht
es vorrangig um ganz andere Themen, auch die Coverbilder führen in die Irre.
Ich gehe mal davon aus, dass Titel wie Bild eher der Auswahl durch die Verlage
zuzuschreiben ist. Setzen die Verlage also darauf, dass die Schlagworte „girl +
gun“ einfach an sich schon absatzfördern sind? Womöglich noch mit einem
Titelbild kombiniert, wo eben jenes „girl“ mit der Waffe abgebildet ist? Oder
sind die womöglich so perfide, auf die Art und Weise die Pro-gun-Fraktion zu
den Gegenargumenten zu locken, nach dem Motto „mit Speck fängt man Mäuse“…? Ich
denke eher nicht, dass hier so subversiv vorgegangen wird. Also bleibt nur die
Erkenntnis, dass hier ganz schnöde darauf gesetzt wird, dass ein Bild und Titel
von einer Frau mit Waffe schon Käufer anziehen wird. Ob das Klientel dann zum
Inhalt der Werke passt, ist egal. Also ähnlich dem Verkaufsmotto „sex sells“….
Na, da lobe ich mir doch das Cover von „Blown away“: Passend
zum Titel befindet sich außer der Schrift nur ein Einschussloch auf dem Cover…
Von Claudia Bommer
Zur Homepage von Limatactics gelangt Ihr hier.
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