Montag, 3. Februar 2014

Girls with Guns – Titel als Verkaufsschlager um jeden Preis?


Ich beschäftige mich ja nun seit einiger Zeit mit dem Themenkomplex Frauen + Schießen, Frauen + Waffen. Es wird niemanden verwundern, dass das meiste zu diesem Thema aus den USA stammt. Jedenfalls bei meiner Suche nach Literatur  stieß ich gleich 2x auf den Titel „Girls with Guns“: Sind die was für mich?

Girls with guns die Erste….

Das erste von Julia Reifenberger (also tatsächlich ein deutsches Buch) ließ durch Untertitel und Beschreibung vermuten, dass es nicht wirklich zu meiner Suche passt: „Rape and Revenge Movies: Radikalfeministische Ermächtigungsfantasien?“ Egal, das kleine Büchlein zu einem Filmgenre wurde bestellt. Es war in der Tat sehr gender-feministisch und die einzige Schusswaffe darin steckte im Anus eines Vergewaltigers…

Das zweite Buch von Frances W. Twine war schon näher am Thema meines Interesses dran, der Untertitel lautet: „Firearms, Feminism, and Militarism“. Der erste Teil beschäftigt sich mit Zivilistinnen mit Waffe, wobei es sich überwiegend um weiße Mittelschichtsfrauen mit Geld handeln soll. Der zweite Teil betrachtet Frauen beim Militär: hier besteht der Frauenanteil überproportional aus armen und Afro-Amerikanischen Frauen, u.a. weil die soziale Versorgung (Kinderbetreuung, Krankenversicherung usw.) relativ gut ist. Diese Frauen sind professionell an der Waffe trainiert, dennoch gibt es bei der U.S. Army einen hohen Prozentsatz sexueller Übergriffe gegen Frauen, die auf Extremsituationen und Macho-Kultur innerhalb der Armee zurückzuführen sind. Twine nennt es regelrecht eine „Vergewaltigungs-Kultur“ (!). Das Fazit der Autorin ist, dass Schusswaffen zur Selbstverteidigung nichts bringen, weil die wohlhabende weiße Mittelschicht eigentlich kaum einer Gefahr ausgesetzt ist und die armen Afroamerikanerinnen sich keine Waffe leisten können und wollen (durch ihre Erfahrungen mit der Gangsterkultur in ihren Vierteln). Und prinzipiell – egal ob nun Zivilistinnen oder Soldatinnen – bringt die Schusswaffe zur Selbstverteidigung ohnehin nichts, da ein Großteil der Täter aus dem engsten Umfeld (Lebenspartner, Freunde, Bekannte, Kollegen, Kameraden, Vorgesetzte) stammt und gegen die zumeist keine letale Gegenwehr eingesetzt wird.

Die Art meiner Zusammenfassung sollte schon zeigen, dass es sich hier um eine Waffengegnerin und – wer hätte es vermutet – Afroamerikanerin handelt, sie ist eine Soziologieprofessorin aus Kalifornien. Ich finde trotz der eindeutigen Tendenz dieses 71 Seiten-Büchleins durchaus mal lesenswert, auch wenn sie die Sache sehr einseitig aus ihrer „schwarze Feministin“-Perspektive (Männerhass- und Radikalfeminismus!) darstellt. Wie ein Buch über Frauen und Waffen sehr viel ausgewogener geschrieben sein kann, zeigt das 2004 veröffentlichte Buch der Journalistin Caitlin Kelly: „Blown away – American women and guns“, das ich in einem der kommende Blogbeiträge vorstellen will.

Selbstverteidigung mit Schusswaffen

Der Punkt darüber nachzudenken, was man gegen Täter aus dem engsten Umfeld tun kann und dass bei jenen Schusswaffen nicht unbedingt eine Lösung sind, spricht ja noch nicht dagegen, dass man sich gegen jene ca. 15 % fremden Täter schützen will und können sollte. Denn das Argument, dass eine Waffe ja noch kein „Wundermittel“ gegen jede Art von Angriff (auch gegen Fremde) ist – was zweifelslos richtig ist und nicht vergessen werden sollte! –, muss ja nicht im Umkehrschluss dazu führen, dass man dann die Verteidigung mit Schusswaffen folglich grundsätzlich als nutzlos hinstellt. Das scheint mir hier nur eine sehr fadenscheinige Methode zu sein, um die „anti-gun“-Haltung der Autorin zu rechtfertigen.

Girl + gun = Verkaufsschlager?

Um aber nun zum Ausgangspunkt zurück zu kommen: Wurden meine Erwartungen, welche die Titel evozieren, erfüllt? Nein! In beiden Büchern geht es vorrangig um ganz andere Themen, auch die Coverbilder führen in die Irre. Ich gehe mal davon aus, dass Titel wie Bild eher der Auswahl durch die Verlage zuzuschreiben ist. Setzen die Verlage also darauf, dass die Schlagworte „girl + gun“ einfach an sich schon absatzfördern sind? Womöglich noch mit einem Titelbild kombiniert, wo eben jenes „girl“ mit der Waffe abgebildet ist? Oder sind die womöglich so perfide, auf die Art und Weise die Pro-gun-Fraktion zu den Gegenargumenten zu locken, nach dem Motto „mit Speck fängt man Mäuse“…? Ich denke eher nicht, dass hier so subversiv vorgegangen wird. Also bleibt nur die Erkenntnis, dass hier ganz schnöde darauf gesetzt wird, dass ein Bild und Titel von einer Frau mit Waffe schon Käufer anziehen wird. Ob das Klientel dann zum Inhalt der Werke passt, ist egal. Also ähnlich dem Verkaufsmotto „sex sells“….

Na, da lobe ich mir doch das Cover von „Blown away“: Passend zum Titel befindet sich außer der Schrift nur ein Einschussloch auf dem Cover…





Von Claudia Bommer

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