Freitag, 23. Mai 2014

Zu Besuch bei einem Messermacher


Für Messer konnte ich mich schon immer erwärmen. Das bislang exotischste Stück meiner Sammlung ist ein in Xinjiang erworbenes Uiguren-Messer, von einem traditionellen Messermacher von Hand hergestellt. Wie kann man das noch toppen?  - Man lässt sich ein Messer „nach Maß“ anfertigen….
Nun ist zufällig der Bruder meines Freundes Messermacher (Hans Stuckmann), was liegt da näher, als sich von diesem ein Messer ganz nach eigenen Vorgaben anfertigen zu lassen?
Wenn man es führen will, ist es natürlich wichtig, dass es den rechtlichen Bestimmungen entspricht: da es mit feststehender Klinge sein soll, darf es also 12 cm Klingenlänge nicht überschreiten. Zusätzlich zu weiteren Eigenschaften, die das Messer nicht haben sollte, um nicht unter das Führverbot zu fallen.

Messer nach Maß: Materialien und Form


Zunächst mal ist der Stahl, aus dem das Messer gefertigt wird, wichtig. Hans verwendet 440c, X15TN, AUS8 und SB1. Aber auch alle anderen Stahlarten sind möglich. Das Verhältnis von Schärfbarkeit und Schnitthaltigkeit ist bei SB1 am günstigsten. 440c ist meist etwas härter, allerdings dadurch auch schlechter schärfbar, AUS8 ist gut schärfbar, weist aber eine schlechtere Schnitthaltigkeit auf.
Wenn man sich für eine Form der Klinge und des Griffs entschieden hat, werden die auf Papier gezeichnet, ausgeschnitten und auf den Stahl(streifen) übertragen, die Form wird aus dem vollen Rohling herausgeschliffen. Ferner muss man sich für das Aussehen des Griffes entscheiden: hier sind der Phantasie wenig Grenzen gesetzt, es gibt Kunststoffe wie Leinen-Micarta, das es in den unterschiedlichsten Farben gibt und sowohl „roh“ wie auch poliert verwendet werden kann, sowie Naturmaterialien wie Büffelhorn, Hirschhorn, Wüsteneisenholz, Esche, Eiche und einiges mehr. Es war interessant, in den Kisten mit Materialien zu stöbern und die unterschiedlichen Werkstoffe zu befühlen (auch wenn sich manche nach schleifen und polieren nochmal ganz anders anfühlen werden).

Werkzeuge und Maschinen eines Messermachers


Diese Materialen müssen natürlich mit den richtigen Werkzeugen und Gerätschaften bearbeitet werden: Neben Bohrern, Schneiden und Sägen sind die Schleifmaschinen von großer Bedeutung. Zahlreiche Schleifbänder in unterschiedlicher Körnung hängen bereit. Das Schleifen der Klinge gehört nämlich zum Wichtigsten und Schwierigsten bei der Messerherstellung. Vor dem Schleifen wird die Klinge aber erst noch gehärtet. Dies geschieht meistens, indem man die Klinge im Anlassofen auf bis zu 800 °C erwärmt und anschließend im Ölbad abkühlt. Dieses sorgt dafür, dass sich die Metallstruktur ausrichtet. Anschließend wird die Klinge noch mal auf einige hundert Grad erhitzt und langsam abkühlen lassen. Erst nach diesen Arbeitsgängen kann die Klinge geschärft und poliert und die Griffschalen angepasst werden. Beim Anpassen der Griffschalen werden diese als volle Blöcke auf den Griff genietet und Freihand die eigentliche Form ausgeschliffen und poliert. Als letzter Arbeitsschritt wird das Messer noch mal komplett überpoliert, auf Grate und Fehler untersucht und von der sogenannten Vorschärfe auf die Endschärfe gebracht.

Jedenfalls war es sehr interessant und aufschlussreich, den Herstellungsprozess gezeigt und erklärt zu bekommen und die Materialien, auch in ihrem Rohzustand, anfassen zu können. Ich freue mich schon sehr, das eigens für mich gefertigte Messer in Händen halten zu können.

Wer auch an einem handgefertigten Messer interessiert ist, kann sich hier melden: hstucki58@web.de

Von Claudia Bommer










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