Für Messer konnte ich mich schon
immer erwärmen. Das bislang exotischste Stück meiner Sammlung ist ein in
Xinjiang erworbenes Uiguren-Messer, von einem traditionellen Messermacher von
Hand hergestellt. Wie kann man das noch toppen?
- Man lässt sich ein Messer „nach Maß“ anfertigen….
Nun ist zufällig der Bruder
meines Freundes Messermacher (Hans Stuckmann), was liegt da näher, als sich von
diesem ein Messer ganz nach eigenen Vorgaben anfertigen zu lassen?
Wenn man es führen will, ist es
natürlich wichtig, dass es den rechtlichen Bestimmungen entspricht: da es mit
feststehender Klinge sein soll, darf es also 12 cm Klingenlänge nicht
überschreiten. Zusätzlich zu weiteren Eigenschaften, die das Messer nicht haben
sollte, um nicht unter das Führverbot zu fallen.
Messer nach Maß: Materialien und Form
Zunächst mal ist der Stahl, aus
dem das Messer gefertigt wird, wichtig. Hans verwendet 440c, X15TN, AUS8 und
SB1. Aber auch alle anderen Stahlarten sind möglich. Das Verhältnis von Schärfbarkeit und Schnitthaltigkeit ist bei SB1 am
günstigsten. 440c ist meist etwas härter, allerdings dadurch auch schlechter
schärfbar, AUS8 ist gut schärfbar, weist aber eine schlechtere
Schnitthaltigkeit auf.
Wenn man sich für eine Form der
Klinge und des Griffs entschieden hat, werden die auf Papier gezeichnet, ausgeschnitten
und auf den Stahl(streifen) übertragen, die Form wird aus dem vollen Rohling
herausgeschliffen. Ferner muss man sich für das Aussehen des Griffes
entscheiden: hier sind der Phantasie wenig Grenzen gesetzt, es gibt Kunststoffe
wie Leinen-Micarta, das es in den unterschiedlichsten Farben gibt und sowohl
„roh“ wie auch poliert verwendet werden kann, sowie Naturmaterialien wie
Büffelhorn, Hirschhorn, Wüsteneisenholz, Esche, Eiche und einiges mehr. Es war
interessant, in den Kisten mit Materialien zu stöbern und die unterschiedlichen
Werkstoffe zu befühlen (auch wenn sich manche nach schleifen und polieren
nochmal ganz anders anfühlen werden).
Werkzeuge und Maschinen eines Messermachers
Diese Materialen müssen natürlich
mit den richtigen Werkzeugen und Gerätschaften bearbeitet werden: Neben
Bohrern, Schneiden und Sägen sind die Schleifmaschinen von großer Bedeutung.
Zahlreiche Schleifbänder in unterschiedlicher Körnung hängen bereit. Das
Schleifen der Klinge gehört nämlich zum Wichtigsten und Schwierigsten bei der
Messerherstellung. Vor dem Schleifen wird die Klinge aber erst noch gehärtet.
Dies geschieht meistens, indem man die Klinge im Anlassofen auf bis zu 800 °C
erwärmt und anschließend im Ölbad abkühlt. Dieses sorgt dafür, dass sich die
Metallstruktur ausrichtet. Anschließend wird die Klinge noch mal auf einige
hundert Grad erhitzt und langsam abkühlen lassen. Erst nach diesen
Arbeitsgängen kann die Klinge geschärft und poliert und die Griffschalen
angepasst werden. Beim Anpassen der Griffschalen werden diese als volle Blöcke
auf den Griff genietet und Freihand die eigentliche Form ausgeschliffen und
poliert. Als letzter Arbeitsschritt wird das Messer noch mal komplett überpoliert,
auf Grate und Fehler untersucht und von der sogenannten Vorschärfe auf die
Endschärfe gebracht.
Jedenfalls war es sehr
interessant und aufschlussreich, den Herstellungsprozess gezeigt und erklärt zu
bekommen und die Materialien, auch in ihrem Rohzustand, anfassen zu können. Ich
freue mich schon sehr, das eigens für mich gefertigte Messer in Händen halten
zu können.
Wer auch an einem handgefertigten
Messer interessiert ist, kann sich hier melden: hstucki58@web.de
Von Claudia Bommer