Frauen und Militär: Ein
geschichtlicher Rückblick (Teil 2)
Revolutionärinnen des
19. Jahrhunderts
Eine der wenigen Historikerinnen, die sich wissenschaftlich
mit diesem Thema auseinandersetzt ist Rosa Hannreich-Echandía Suárez. Sie nennt
die „männerzentrierte und eurozentrisch verzerrte Historiografie der
vergangenen Jahrhunderte“ als Grund dafür, warum kämpfende Frauen bisher
bewusst aus der Geschichtsschreibung ausgegrenzt wurden. Um einige Beispiele
wenigstens ein bisschen bekannt zu machen, hier nun der zweite Teil der Serie
„Frauen und Militär“, der sich mit den Revolutionärinnen des 19. Jahrhunderts befasst.
Amerikanische
Revolutionärinnen
Sowohl in Nord- als auch in Südamerika beteiligten sich
zahlreiche Frauen aktiv an den Entkolonialisierungs- und Unabhängigkeitskriegen.
Fälle von als Männern verkleideten Soldatinnen sind bereits während des
Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1775-1783) belegt. Im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865)
waren es vor allem die Abolitionistinnen, die sich als Männer verkleidet an
Kampfhandlungen beteiligten. Die wohl bekannteste unter ihnen ist die
Afroamerikanerin Harriet Tubman (1820-1913), eine ehemalige Sklavin, die aktiv
die Nordstaatenarmee unterstützte, meist als Kundschafterin.
Auch das Ausmaß der Frauenbeteiligung an den zahlreichen
Revolutionen und Freiheitskämpfen Südamerikas geriet schnell in Vergessenheit.
Einige Revolutionärinnen sind jedoch noch bekannt und wurden bereits im 19.
Jahrhundert für ihre Leistungen geehrt. Eine davon ist Manuela Sáenz (1797-1856).
Die auch als „erste Feministin des amerikanischen Kontinents“ bezeichnete
Freiheitskämpferin war 1820 aktiv an der Verschwörung gegen den damaligen
peruanischen Vizekönig beteiligt und wurde hierfür als erste Frau mit dem
peruanischen Orden El Sol ausgezeichnet. Später setzte sie sich an der Seite
ihres Geliebten Simon Bolívar für die Sache der südamerikanischen Revolutionen
ein. Weitere bekannte Beispiele aus jener Zeit sind die Guerilla-Führerin Juana
Azurduy (1780-1862), die sich in Bolivien und Argentinien bewaffnet an
Kampfhandlungen gegen die Spanier beteiligte oder Maria Quitéria (1792-1853),
die als Heldin des brasilianischen Unabhängigkeitsbestrebens gilt.
Frauen im Deutschen
Vormärz und der Revolution von 1848/49
Dass die Zeit des Deutschen Vormärz und die Revolution des
Jahres 1848/49 die ersten Vorreiterinnen der deutschen Frauenbewegung
hervorbrachte ist bekannt und wurde bereits vielfach wissenschaftlich
aufgearbeitet. Dass sich viele auch aktiv an den Aufständen jener Zeit in verschiedenen
deutschen Städten beteiligten gehört hingegen eher zu den weniger untersuchten
Kapiteln deutscher Geschichte. Amalie Struve (1825-1862), Louise Aston
(1814-1871) und Mathilda Franziska Anneke (1817-1884) sind nur einige der
mutigen Frauen, die damals auf die Barrikaden gingen.