Auch die deutsche – wenn auch überwiegend negativ
eingestellte – Presse hat es schon gemerkt: In den USA tut sich seit einiger
Zeit was im Bezug auf die National Rifle Association und Frauen. In der Presse
wird das eher etwas einseitig so hingestellt, als brauchte die NRA und die
Waffenindustrie eine neue Zielgruppe, weil der Markt bei den Männern weitgehend
gesättigt ist und hätte deswegen die Frauen ins Visier genommen. Die Tatsache,
dass das Thema Frauen in den letzten Jahren bei der NRA stärker in den
Vordergrund gerückt ist, möchte ich hier nicht negieren, aber dennoch finde ich
diese Einstellung, die oft auch von Frauen formuliert wird, auch etwas
sexistisch: als seien Frauen allein Spielball irgendwelcher Werbekampagnen. Ich
denke, Frauen haben in den letzten Jahren einfach mehr Selbstvertrauen
entwickelt, sich auch selbst und von sich aus mit dem Schießsport und der
Selbstverteidigung mittels Schusswaffen auseinanderzusetzen. Und die NRA hat
darauf natürlich reagiert.
Es gibt nun eine eigene Unterseite NRA Women, die über
Frauen berichtet, die sich in der Organisation der NRA hervortun, im
Schießsport Erfolge erzielen oder einfach nur Mitglieder sind: Jene können ein
Profil anlegen, das dann in einer Galerie gezeigt wird. Gerade letztere finde
ich besonders interessant zu durchstöbern, denn man sieht, wie unterschiedlich
die NRA-Frauen doch sind.
Daneben gibt es auch noch Rubriken, die sich mit Tipps undTaktiken oder Lifestyle beschäftigen und eine, in der Geschichten von Frauen
gesammelt werden, die sich erfolgreich verteidigen konnten, weil sie eine
Schusswaffe bei sich hatten („Refuse To Be A Victim“). Insgesamt ist die Seite
noch im Aufbau begriffen, auf einigen Rubriken und Storys befindet sich der
Button „coming soon“. Klar, dass eine Einbindung in Social Networks (Facebook,
Google+, Twitter, Instagram, Pinterest) nicht fehlen darf.
Wie ich schon in meinem letzten Blogbeitrag auf „The Female
Side“ bemerkt habe („The Well Armed Woman“), ist das Thema „Waffen und
Schießen“ auch in den Staaten immer noch sehr testosterongetränkt und solche
Bereiche schrecken einfach viele Frauen ab. Da kann eine speziell auf Frauen
eingehende „Ermutigung“ mittels eigener Kurse und Trainingsgruppen sehr
hilfreich sein. Deswegen gibt es bei der NRA Kurse nur für Frauen. Es werden
Frauen extra als Ausbilder ausgebildet (Female NRA Certified Instructor). Zudem
gibt es Schiesswettkämpfe für Frauen (Women On Target, Women’s Postal Matches),
Schiess- und Outdoor-Urlaube (Women’s Wilderness Escapes) und ein Programm, das
zwar nicht ausschließlich nur für Frauen ist, aber von diesen gerne besucht wird:
„Refuse To Be A Victim“ („Sei kein Opfer!“). Dieses soll ein Sicherheitsbewusstsein
bei den Teilnehmern schaffen und sie lehren, wie sie sich bei Angriffen
verhalten sollen.
Die NRA-Kurse für Frauen sind im Prinzip dieselben, wie die
„allgemeinen“. Es gibt für diverse Waffenarten Kurse vom Level „Schnupperkurs“
(3h) und Basic (8h) an. Diesen Kursen kommt in den USA eine besondere Bedeutung
zu: Im Prinzip kann sich dort jeder eine Waffe kaufen, ob er Ahnung von Waffen
und deren sicheren Handhabung hat oder nicht.* Im Vergleich dazu muss man im
Deutschland, bevor man eine Waffe erwerben darf, alle möglichen Voraussetzungen
erfüllen, u.a. ein Jahr Mitgliedschaft in einem Schützenverein (als
Sportschütze) und eine Waffensachkunde. D.h. hier lernt man etwas über Waffen,
BEVOR man sie haben darf. Insofern ist das Engagement der NRA im Bereich
Training nur zu begrüßen. Ein amerikanischer Freund von mir, der auch
NRA-Mitglied ist, würde etwas in der Art einer Waffensachkunde als
Voraussetzung zum Erwerb von Schusswaffen übrigens befürworten, mit der
Begründung, dass man zum Fahren eines Autos schließlich auch einen Führerschein
machen müsse – da rege sich ja auch niemand darüber auf.
Training ist immer gut – aber es ist schön, dass es dieses
auch speziell für Frauen gibt, um diese zu ermuntern!
*Die Bestimmungen hierzu sind in den einzelnen Bundesstaaten
unterschiedlich, der Käufer muss jedoch ein Mindestalter von 16-21 Jahren haben
und einen Background Check bestehen, bei dem er auf Vorstrafen hin überprüft wird. Zudem ist die
amerikanische Staatsbürgerschaft oder eine permanente Aufenthaltserlaubnis
notwendig.