Vor nicht allzu langer Zeit wurde ich auf einen Blog
aufmerksam. In diesem wird die Sicht auf das Schießen mit großkalibrigen
Schusswaffen von Frauenseite aus betrachtet. Dies inspirierte mich, auch einen
Beitrag dazu zu verfassen. Die Sicht des (männlichen) Ausbilders auf das
Verhalten von Frauen während der Schießausbildung.
In all den Jahren (es sind über 15) in denen ich nun als
Ausbilder und Dozent für Waffensachkunde tätig bin, betrug der Anteil der Frauen
in meinen Lehrgängen ca. 15-20 %. Dies erscheint in der großen Menge wenig, aber
es sind doch so einige zusammen gekommen. Alles in allem mögen es so an die 100
Frauen gewesen sein, die durch meine Schule gegangen sind.
Frauen und Schießen: Was
ist mir aufgefallen?
Die meisten Frauen kamen durch ihre Ehemänner/Lebenspartner
zum Schießsport und dachten zunächst (zumindest sah es so aus), dass sich beim
Schießen von GK-Waffen mindestens eine Pforte der Hölle öffnet und ihnen unter
Umständen die Hand abgerissen wird. Instinktive Schussangst ist bei Frauen sehr
viel höher ausgeprägt als bei den Männern...könnte man meinen. Es ist aber
vielmehr so, dass sie ihre (vollkommen normale) Schussangst einfach offener
Zeigen als es die Männer tun. Wenn sie erstmal gemerkt haben, dass die Hölle zu
bleibt und der Ruck im Handgelenk sich in starken Grenzen hält, bleibt nur noch
der laute Knall und das Mündungsfeuer übrig. Damit werden sie dann sehr schnell
fertig. Und ich glaube das mir der Beitrag aus dem Ruder läuft, puh, es ist so
viel, na ja...
Wenn sich Frauen dann dazu entschlossen haben, sportliches
Schießen mit GK-Waffen zu betreiben und nun bei mir im Unterricht waren, habe
ich festgestellt, dass sie dem Unterricht meist wacher und aufmerksamer folgten,
als es die meisten Männer taten. Männer neigten eher dazu, etwas überheblich zu
sein und zu glauben, sie wüssten bereits
alles und man könne ihnen nicht mehr viel beibringen. Naja, darüber hab ich
oft genug milde gelächelt um dann, aus heiterem Himmel aufzuzeigen, dass sie
gar nichts wissen.
Es hat sich auch herauskristallisiert, dass Frauen durchweg
eine höhere Punktzahl bei den theoretischen Prüfungsfragen hatten, als die
männliche Fraktion. Gefordert waren hier immer 75 % richtige Antworten, die auch
die Männer ja meistens brachten. Die Frauen lagen aber sehr oft bei 90 % und
darüber. Wollten sie sich was beweisen? Ich glaube nicht! Eher wird es so
gewesen sein, dass sie sich den Theoriestoff länger und intensiver
„reingesogen“ haben, als die Männer. Theorie ist eine Fleißarbeit und somit
kann ich die Frauen hier als fleißiger bezeichnen, ganz klar.
Bei der praktischen Prüfung hieß es von mir immer „nehmt euch Zeit und lasst euch nicht durch mich ablenken, ich werde es euch sonst sehr schwer machen!“ Und sie ließen sich, im Gegensatz zu den Männern, nicht ablenken. Viele Männer habe ich so aus dem Konzept gebracht, das sie nur noch rumstammelten. Frauen legten die Waffe ab, sahen mich nicht mehr an, überlegten kurz und machten dann mit dem Programm weiter. Leute, das funktioniert!
Wobei bescheinigt werden muss, dass Frauen hier teilweise
schon Nachteile hatten, was körperliche Kraft und das verstehen komplizierter
Mechanik anbelangt.
Frauen auf dem Schießstand
Frauen, wenn sie eine Waffe in der Hand haben, agieren
vor- und umsichtiger als Männer. Einfach, weil sie mehr Respekt haben und eher
daran denken, was die Waffe anrichten kann, sollte sie „aus Versehen“ losgehen.
So zumindest mein Eindruck. Ich möchte hierbei betonen, dass alles was ich hier
schreibe, rein subjektiver Natur ist und auf meiner jahrelangen Erfahrung
beruht.
Bei den Trefferergebnissen verhält es sich, zumindest auf
Vereinsebene, so, dass die Frauen auf gleichem Niveau angesiedelt sind wie ihre
männlichen Kameraden. Einige werden niemals wirklich gute Schützen, andere
haben es im Blut und machen richtig was draus.
Frauen haben darüber hinaus noch einen entscheidenden
Unterschied zu Männern aufzuweisen. Sie sind frei von Machogehabe und
Gockelverhalten. Was allerdings die Männer nicht abhält, dies an den Tag zu
legen, wenn eine Frau auf dem Schießstand ist. Zu häufig werden Frauen noch
immer von ihren männlichen Kameraden belächelt oder nicht ernst genommen. Na
ja, das liegt in unserer Natur und lässt sich nur ändern, indem die Frau auf
dem Schießstand alltäglich wird.
Von Hans J. Stuckmann
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