Freitag, 31. Oktober 2014

Medizinische Aspekte des Schusswaffentraings (Teil 4)

Selbstgespräche

Selbstgespräche dienen in erster Linie dazu, wiederholt und systematisch Leistungen mental zu beeinflussen. Dies ist sowohl positiv als auch negativ möglich. Auf die entsprechenden Konditionierungsmöglichkeiten der Großhirnrinde und entsprechender subkortikaler ZNS-Bereiche wurde bereits hingewiesen.

Selbstgespräche sind vereinfacht ein interne, ständig ablaufender Dialog, der in unterschiedlichste Richtungen gelenkt werden kann. Wann immer wir denken, und das geschieht ständig, führen wir Selbstgespräche. Diesen Dialog abzuschalten fällt extrem schwer. Techniken hierzu finden sich in allen Religionen und Kulturen, von fernöstlicher Meditation bis zum Beten eines Rosenkranzes in der christlichen Tradition.
Dieser interne Dialog beeinflusst uns in ungeahntem Maße. Motivation, Tatendrang aber auch Mutlosigkeit, Resignation und Selbstaufgabe sind darüber extrem beinflussbar.
Ein Radrennfahrer, der sich ständig sagt, "ich liege 30 Sekunden zurück, das hole ich nie auf", wird dies wahrscheinlich auch nicht schaffen. Der Gedanke, "an der nächsten Steigung kommt meine Chance, da bin ich besser" ist zielführend.  Nur so besteht überhaupt die Chance, ein angestrebtes Ziel zu erreichen. Auch im beruflichen, privaten und sozialen Bereich greift dieses Muster.

Selbstgespräche sollen motivieren und das geplante Vorhaben unterstützen.
Nochmals sei darauf hingewiesen, dass die Ziele zwingend realistisch sind!

Folgende Punkte sind von besonderer Bedeutung:

 

Checkliste Selbstgespräche

Nur positive Formulierungen verwenden!
"Ich werde alle Ziele treffen"

Verneinungen vermeiden!
"Ich werde nicht daneben schießen"

Ein deutlicher Selbstbezug ist wichtig!
Das Wort "ich" soll enthalten sein.

Eigene Stärken hervorheben!
"Ich bin sehr schnell".

Lösungsorientiert und handlungsrelevant sein!
"Schön gleichmäßig den Abzug betätigen".

Gegenwart und Zukunft thematisieren!
"Ich bin, bleibe, werde..."

(nach mobilesport.ch, Psychologisches Training, S. 4)

Es ist ebenfalls sinnvoll, alle Sinne zu thematisieren, visuelle und auditive Aspekte stehen aber meist im Vordergrund.

Meditation

Oftmals wird der Begriff "Meditation" instinktiv mit Religion oder Esoterik in Verbindung gebracht. Dies ist einerseits verständlich, da sich entsprechende Techniken und Rituale in praktisch allen Religionen finden. Andererseits ist dies zu kurz gegriffen, da Meditationen, in welcher Form und Art auch immer, längst in unser modernes Leben Einzug gehalten haben. Als Beispiel seien nur die vielen Yoga-Kurse in allen erdenklichen Variationen erwähnt. Hierbei spielen meditative Elemente eine erhebliche Rolle. In Westeuropa und im angloamerikanischen Raum wurde in den letzten Jahrzehnten verstärkt nur die körperliche Komponente der Einheit von Körper, Geist und Seele (ZEN-Buddhismus) betont. Die mentale und psychische Komponente wurde vernachlässigt.

In den letzten Jahren ist hierbei ein deutlicher Wandel erkennbar, der bis in ganzheitliche Therapiekonzepte bei der Behandlung verschiedener Erkrankungen reicht. Die erwähnten Techniken der Atemregulation, Visualisierung und der Selbstgespräche sind in unterschiedlicher Intensität Elemente bei verschiedenen Meditationstechniken.

Es kann nicht Inhalt des Beitrages sein, detaillierte Techniken der Meditation vorzustellen, dies würde den Rahmen bei Weitem sprengen.  Verwiesen sei hier auf die Literaturhinweise am Schluss des Artikels.

Wichtig ist die Erkenntnis, dass mit Hilfe der Meditation entscheidende Veränderungen in beruflichen, persönlichen und gesundheitlichen Bereichen erzielbar sind. Es geht um Konzentration auf das Wesentliche, das Leben im Hier und Jetzt. Dieses Prinzip der Achtsamkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Literatur zu diesem Thema. Für Waffenbenutzer kann dies von großer Bedeutung sein. Hierbei sollte man sinnvollerweise mit der einschlägigen Literatur befassen bzw. Hilfe und Anleitung in Anspruch nehmen.

Zusammenfassung

Für Schusswaffenbenutzer ist eine physische und besonders psychische Konditionierung sinnvoll. Als mentale Techniken kommen im Wesentlichen Atemtechnik, Visualisierung und Selbstgespräche in Betracht. Diese Komponenten sollten bei Training und Vorbereitung auf einen Schusswaffeneinsatz systematisch trainiert werden. Hierbei gibt es noch viel Nachholbedarf. Sicher trifft dies speziell auf Militär und behördliche Waffenträger zu. Besondere Bedeutung kommt dem bei Auslandseinsätzen wie in Afghanistan zu.


Literaturverzeichnis:

Klein, N., "Meditation. Das Praxisbuch", blv Buchverlag, 2005.
Ott, U., "Meditation für Skeptiker", O.W.Barth, 2010.
"Die Kraft des Seins", Int. Shaolin Inst. e. V., www.shaolin-institute.com
"Psychologisches Training", 11/2011, www.mobilesport.ch
Bruckner, B. "Fausfeuerwaffen", DWJ-Verlag, 2003.
Moestl, B. "Shaolin. Du musst nicht kämpfen um zu siegen", Knaur, 2009.

Von Dr. Jochen Scopp

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